Start Zeitzeugen Portraits Blanka Pudler
 

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Blanka Pudler

Sie stammt aus einer armen jüdischen Familie, ihr Vater war Herrenschneider. Als jüngste von vier Geschwistern wurde sie
im Sommer 1929 in einem Dorf in den Karpaten geboren. Durch Umzüge und politische Umwälzungen in der Tschechoslowakei,
in der Ukraine und in Ungarn lernte sie viele Sprachen.

Im März 1944 begann ihr Leidensweg im Ghetto Leva.
Im Juni 1944 wurde sie mit ihrer Familie nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Eine polnische Lageraufseherin rettete ihr Leben, indem sie sie zwang sich bei einer Selektion 2 Jahre älter auszugeben. Nach 7 Wochen (Anfang August 1944) kam sie dann in das Lager Hessisch- Lichtenau, ein KZ-Außenkommando Buchenwaldes. Dort musste sie im Munitionswerk Hirschhagen arbeiten, wo Granaten, Minen und andere Geschosse hergestellt wurden. Haut und Haare verfärbten sich durch den Umgang mit den giftigen Sprengstoffen TNT und Pikrinsäure gelb. Die Mädchen und Frauen wurden deshalb Kanarienvögel genannt.

Am 29. März 1945 wurde das Lager nach 8 Monaten evakuiert.
Sie wurden nach Leipzig transportiert und zunächst ins Lager Schönau, nach dessen Zerstörung ins Lager Thekla gebracht.
Als die Amerikaner sich näherten, wurden alle Lagerinsassen
auf einen mehr als zweiwöchigen Todesmarsch geschickt.

Am 24. April 1945 wurden die Überlebenden durch die
Amerikaner in Wurzen befreit.

Sie ging zurück nach Leva und erfuhr dort von der Ermordung
ihres Vaters. Er wurde 47 Jahre alt. Mit ihrem Bruder und ihrer einen Schwester ging sie zurück nach Budapest. Sie lebten zunächst bei ihrer Schwester Rosalie, die im Ghetto überlebt
hatte. Blanka kann ihre Schule nicht wie gewünscht fortsetzen,
sie machte eine Ausbildung zur Zahntechnikerin, um ein eigenes Einkommen zu haben. Durch einen komplizierten Armbruch
musste sie ihren Beruf aufgeben und fing an, in einer Apotheke
zu arbeiten.

Im Dezember 1950 heiratete sie Janos Pudler. 1952 wird ihre Tochter Agnes geboren. 1962 – 1965 wird Blankas Mann von seiner Firma nach Accra in Ghana versetzt. Sie beginnt in der ungarischen  Botschaft zu arbeiten. Nach ihrer Rückkehr arbeitet sie in einem Außenhandelsunternehmen.

Erst als ihre Tochter 17 Jahre alt war, konnte Blanka über ihre Erfahrungen im Konzentrationslager ausführlich erzählen.

1984 geht Blanka mit 55 Jahren in den Ruhestand, sie arbeitete jedoch weitere 12 Jahre halbtags in einem Import/Export Unternehmen.

Im Herbst 1986 besucht sie auf Einladung der damaligen Geschichtswerkstatt Hessisch-Lichtenau/Hirschhagen ein Treffen der ehemaligen Zwangsarbeiter der Munitionsfabrik.

Seit 1987, ermuntert durch Mitglieder der Geschichtswerkstatt, beginnt Blanka Schulklassen von ihren grausamen Erfahrungen in ihrer Jugend zu berichten. Seit 2002 ist Blanka in der ungarischen Gruppe “Dialog für Toleranz“, die heute Ariadne-Gruppe heißt, aktiv.

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