Start Zeitzeugen Portraits Hugo Höllenreiner
  alt

Hugo Höllenreiner

Hugo Höllenreiner wurde am 15.09.1933 geboren. Er war das dritte Kind seiner Eltern. Seine Eltern wählten für ihren Sohn den zweiten Vornamen Adolf in der Hoffnung ihren Sohn vor der Bedrohung in Folge der nationalsozialistischen Rassengesetze zu schützen. Familie Höllenreiner war eine sesshafte Sinto Familie die seit vielen Jahren in München im Stadtteil Giesing lebte. Der Vater betrieb in der Deisenhofener Straße ein kleines Fuhrunternehmen und einen Pferdehandel. Hugo`s Mutter war Hausfrau und versorgte die insgesamt sechs Kinder der Familie.
Schon frühzeitig in der Schule musste Hugo lernen was es bedeutete ein Betroffener der Rassengesetze zu sein. Im Herbst 1939 wird die Familie enteignet und sie müssen in den Stadtteil Lenggries umziehen.

Am 19.12.1941 wird Hugo`s Familie laut einem Gutachten
des Rassenhygienischen Forschungsinstitutes Berlin als Zigeunermischlinge eingestuft. In den Morgenstunden des 08.03.1943 verhaftete die Polizei Hugo`s Familie sowie zahlreiche andere Sinti aus München und inhaftierte sie im Polizeipräsidium. Von dort wurden alle Inhaftierten nach Auschwitz Birkenau verlegt wo sie am 16.03.1943 eintrafen. Hugo bekommt die Nummer Z – 3529 in den Unterarm tätowiert. In Auschwitz müssen die Sinti und Roma sowohl schwere Erd
und Bauarbeiten als auch Gleisverlegungsarbeiten zu den Krematorien leisten.

Am 24.04.1943 stirbt Hugo`s Onkel Friedla auf Grund der furchtbaren Lebensbedingungen im Lager. Auch Tante Notschga stirbt am 17.06.1943. Im Sommer 1943 werden Hugo und sein Bruder Manfred dem Lagerarzt Josef Mengele zugeführt der an beiden Jungen unmenschliche Experimente durchführt. Beide Jungen erleiden psychische und physische Schäden an denen sie noch heute leiden.

28.08.1943 – Tante Lona stirbt in Auschwitz. Als am 16.05.1944 das „Zigeunerlager“ aufgelöst werden soll, scheitert diese Aktion am Widerstand der Insassen. Hugos Vater war maßgeblich an der Organisation dessen beteiligt. Das hatte zur Folge dass etwa die Hälfte der Sinti und Roma des „Zigeunerlagers“ in andere Lager deportiert oder aber zur Wehrmacht eingezogen wurden.

Am 03.08.1944 treffen Hugo sowie ein Teil seiner Familie
und Angehörigen im KL Ravensbrück ein wo sie neue Häftlingsnummern erhalten. Im Januar 1945 werden Hugo`s Mama, Tanten und andere weibliche Sinti und Roma im KL Ravensbrück zwangssterilisiert. Seine Tante Weichsla stirbt
an den Folgen. Auch an den Männern werden solche Eingriffe vorgenommen.

Am 07.03.1945 kommen Hugo, seine Mutter, vier seiner Geschwister und andere Verwandte im KL Mauthausen an. Nach einem Aufenthalt von zehn Tagen werden sie am 17.03.1945 mit anderen Sinti Frauen und deren Kindern mit Zügen in das KL Bergen- Belsen verlegt wo sie am 15.04.1945 von Britischen Truppen befreit wurden.

Allein Hugo`s Familie verlor durch die Verfolgung im Nationalsozialismus 36 Familienmitglieder. Seit den späten 1990er Jahren berichtet Hugo Höllenreiner in zahlreichen Vorträgen als Zeitzeuge über seine Erlebnisse.

Am 2. Mai 2013 erhielt er den Austrian Holocaust
Memorial Award im Jüdischen Museum in München.