Zeuge des Nationalsozialismus - Einziger schwarzer Insasse des Konzentrationslagers Buchenwald. Gert Schramm Als ich angefragt wurde, einen Zeitzeugen zu interviewen sagte ich ohne zu zögern „Ja“. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht einmal wen. Ich sagte „Ja“, weil ich es herausfinden wollte, weil ich diesen Menschen kennen lernen wollte. Natürlich wusste ich den Namen, aber was sagt ein Name schon über eine Person, über ein Leben aus? Zur Vorbereitung des Interviews las ich Gerts Buch: „ Wer hat Angst vorm schwarzen Mann.“ Langsam bekam ich ein Bild von Gert, erlebte seine Geschichte durch aufgeschriebene Erlebnisse. Ich dachte mir Fragen aus. Fragen, die mich interessierten und gleichzeitig Gerts Geschichte zusammenfassten. Als ich ihn dann persönlich kennen lernte, mich mit ihm unterhalten hatte, war das natürlich etwas völlig Anderes. Da stand ich nun, mir gegenüber der Mann über den ich schon viel gelesen hatte. Im Gegensatz zu anderen Zeitzeugen war Gert der Einzige, bei dem ich mich vorher genau über seine Vergangenheit informiert hatte. Ich habe nun versucht mein Wissen über ihn mit seiner Persönlichkeit zu vereinen. Es entstand ein ganz neuer Mensch für mich. Gert Schramm. Vor dem eigentlichen Interview war ich sehr aufgeregt. Mir war klar, dass ich hier einen sehr charakterstarken und erfahrenen Menschen vor mir hatte. Und nun sollte ich ihn dazu bewegen, über seine Vergangenheit, über die schrecklichen Erlebnisse im Konzentrationslager Buchenwald zu berichten. Bevor ich jedoch mit ihm zusammentraf, habe ich durch einen Rundgang durch Buchenwald noch ein paar Eindrücke gesammelt. Es war für mich eine sehr große Hilfe, da ich nicht gleich ins kalte Wasser springen musste, sondern mich metal schon in der Ideologie des Nationalsozialismus bewegte. Gerts Schilderungen haben mich dann endgültig in die damalige Zeit zurückversetzt. Es ist unglaublich interessant und aufregend die persönliche Geschichte eines Zeitzeugen zu hören. Während Gert von seinen Eindrücken erzählte liefen vor meinem Auge immer wieder kurze Bilder und Filme ab. Auf der einen Seite lag es an Gerts detaillierter und sehr eindrucksvoller Redensweise, auf der anderen Seite, weil wir am Ort des Geschehens saßen und mir alles genau gezeigt werden konnte. Der Appellplatz, bei dem die Häftlinge bei Hitze und Kälte mehrere Stunden ohne sich zu bewegen stehen mussten. Der Platz seiner Baracke, die Häftlingskantine oder das Krematorium. Alles Orte, bei denen es mir kalt über den Rücken lief und mir immer wieder verdeutlichten, dass ein Interview mit einem Zeitzeugen mehr als etwas besonderes ist. So konnte ich die Geschichte meiner Vorfahren, die meines Landes aus sicherer und miterlebter Quelle erfahren. Sie dieses Mal aus Gerts Mund hören und aufnehmen. Ich kann stolz sein, so etwas persönlich erleben zu dürfen. Man hat nur selten diese Chance und meistens nur einmal. Ja, es ist etwas Einmaliges. Und so war es auch dieses Mal. Rahel Israel (Henfling-Gymnasium Meiningen, Juni 2012) Interview mit Gerd Schramm |